Brücher´s

Familie

Reklame

 

Geschichte(n)

außergewöhnliche Zeitgenossen und interessante Ereignisse

in der Umgebung von Hörde.


2021-01-29

Friederich Heinrich Adolph Mohr, Fuhrmann und Räuber

Am 2.10.1814 wurde Friederich Heinrich Adolph Mohr genannt Dolph als zweiter Sohn des Bergmanns/Fuhrmanns Johann Heinrich Theodor und seiner Frau Anna Maria Catharina geb. Kemper gnt. Linnig aus Ergste geboren.
Der ältere Bruder hieß Henrich Conrad Phillip, getauft 29.8.1811 Hörde (Wellinghofen*)

Die Mutter Anna Maria war vorher mit Moritz Henrich Storck vom Storckshof in Benninghofen verheiratet. Die Ehe wurde kinderlos geschieden.

Am 6.10. 1814 wurde er in Hörde (Wellinghofen*) evangelisch getauft.
Nachdem die Mutter im April 1823 an „Auszehrung“ starb, heiratete der Vater am 11.10. 1823 Wilhelmine Keller aus Schwerte. Dolph ist da 8 Jahre alt

Am 4.2.1835 heiratet Dolph mit 20 Jahren die 6 Jahre ältere Johanna Clara Sophia Wilhelmine Bernhardina Evers vom Sommerberg.
Vater der Braut Johann Heinrich Evers, Mutter Elisabeth Rus.

Am 22.1.1838 wird sein erster Sohn Adolph geboren und am 28.1.1838 in Hörde getauft
Am 4.7.1840 wurde der Sohn Carl Heinrich Wilhelm geboren und am 25.7.1840 in Schwerte getauft.
1843 wird die Tochter Wilhelmine geboren. Sie starb am 28.2.1856 mit 13 Jahren in Schwerte.

Durch mehrere Missernten, dem Auftreten einer weitverbreiteten Kartoffelkrankheit und wirtschaftlichen Schwierigkeiten, waren viele Menschen in Not. Die Preise für Lebensmittel steigen so weit an, das viele Menschen hungerten. Es kommt in Folge dessen zu Diebstählen bei den großen Bauern und Gutbesitzern.

Im September 1845 wird nach dem Auftreten der Kartoffelfäule die Ausfuhr von Kartoffeln durch Friedrich Wilhelm von Preußen verboten. Damit sollte verhindert werden, das mit den guten Kartoffeln spekuliert wurde. Trotzdem stiegen die Preise weiter an.

Bei Bauer Overbeck in Holzen werden Kartoffeln gestohlen. Nach Hausdurchsuchungen werden bei Dolph Mohr am Sommerberg Säcke mit Kartoffeln gefunden. Er wird des Diebstahls beschuldigt und kommt darauhin ins Untersuchungsgefängnis im Dortmunder Rathaus.

Sein Freund und Fuhrhelfer Johann Friederich Heinrich Herzog, *5.5.1816 in Unna, bezeugt, das er in der fraglichen Nacht gemeinsam mit Dolph beim Bergmann Friedrich Schöne Karten gespielt hat.
Dolph kommt daraufhin auf freien Fuß und auch die bei ihm gefundenen Kartoffeln werden ihm wieder ausgehändigt.

Als eine Nachbarin ihn bittet ihr Geld zu leihen um einem Händler die letzte Rate für eine Kuh zu bezahlen, tut er das. Er lauert aber dem Händler auf dem Rückweg auf und nimmt ihm das Geld wieder ab.

Am 25.9.1846 wird ein  Sohn mit Namen Friederich Heinrich am Sommerberg geboren und am 4.10.1846 in Schwerte getauft.

Am 28.9.1846 werden dem Rittergutsbesitzer von Haus Ruhr Carl Overweg „ein Faß mit hundert Pfund Butter, ein Faß mit 36 Pfund Butter, ein Faß mit 30 Pfund Butter, ein blauer carrirter steinerener Topf mit 30 Pfund Butter, ein dito mit blauen Blumen mit circa 38 Pfund Butter, 5 roth. versiegelte Flaschen Rheinwein ohne Etiquette, 5 Flaschen Ananas Punsch, 15 Stück graue Roggenbrode“ gestohlen.

Verdächtigt werden Dolph Mohr, Heinrich Herzog, Friedrich Schöne und Wilhelm Vorschulte, die Tage vorher beim Gastwirt Haselhoff auf dem Höchsten zusammensaßen.

Am 12.5.1849 wurde die Tochter Friederica am Sommerberg geboren. (Sie heiratete am 21.4.1872 Joseph Bause in Barop)

Im Sommer 1849 fahren Gisbert von Bodelschwingh von Haus Rodenberg in Aplerbeck mit einigen Freunden von einem Fest auf Haus Ruhr nach Hause. Unterweg müssen sie pinkeln. Da wird ihnen die Kutsche gestohlen.

Abends lädt Dolph Freunde zu Haselhoff ein und bezahlt alle Getränke.

Im Frühjahr 1850 brechen Diebe in die Vorratskammer des Märtmann Hofes in Aplerbeck ein.
Als Tatverdächtige werden Adolph Mohr und Heinrich Herzog verhaftet. Vor dem Schwurgericht Hamm werden sie wegen „gewaltsamer Diebstähle, dabei erfolgter schwerer Körperverletzung eines Menschen und Verleitung zum Meineide“ angeklagt.

Bei einer Gegenüberstellung wurde von Ehefrau Märtmann „der Angeklagte Mohr  nach Positur und Aussehen“ als Täter identifiziert. Als Indizien wurden einige Schrammen des  Angeklagten und einige leere Säcke in dessen Besitz angeführt.
Trotz der Aussage des Ehepaars Mellinghauses, die ihm ein Alibi gaben, wurden Heinrich Herzog und Dolph Mohr am 17.3.1850 zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt.

Dolph Mohr gelingt  im Juli 1850 die Flucht aus dem Gefängnis. Ab da ist er „vogelfrei“ und muss sich verstecken. Ihm gelingt es durch Verkleidungen mehrmals der Festnahme zu entgehen.

Zu seiner Ergreifung wird eine Belohnung von 10 Talern ausgesetzt.
Auf einem Steckbrief ist eine Personenbeschreibung zu lesen :“Derselbe ist Fuhrmann, auf´m Sommerberge wohnhaft, katholischer Confession, 35 Jahre alt, 5 Fuß 7 Zoll groß, hat schwarze Haare, runde Stirn, blonde Augenbrauen, große Augen, eine breite und dicke Nase, einen gewöhnlichen Mund, gesunde Zähne, einen schwarzen Bart, gewöhnliches Kinn, ein volles Gesicht, gesunde Gesichtfarbe, ist gesetzter Statur und hat als besonderes Kennzeichen in der linken Hand eine Schnittwunde.“

Dolph fasste den Plan nach Amerika auszuwandern

Am 4. März 1851wurde Adolph Mohr vom Polizisten Mönkebüscher auf der Flucht erschossen. Er war auf einer Fastnachtfeier in einer Wirtschaft am Sommerberg gewesen und die Polizei hatte einen Hinweis bekommen
Dolph Mohr wurde am 7.3.1851 auf dem „allgemeinen Hörder Todtenhof“ begraben.
Er wurde 36 Jahre alt.

Polizist Mönkebüscher sagte später aus, er habe auf Mohrs Beine gezielt, der wollte  aber in dem Augenblick unter einer Hecke durchschlüpfen und hatte sich gebückt.

Katja Müller hat in ihrem Buch zahlreiche “Eingeborene” befragt und alle Erzählungen zusammengestellt.
Was davon Wahrheit und was Legende ist, kann ich nicht beurteilen. Vielleicht hat Adolph Mohr auch selber an dieser Legende mitgewirkt.
Aus heutiger Sicht kommt mir die Beweislage für die ihm zur Last gelegten Taten etwas dürftig vor.
Es kann sein, das er von der Bevölkerung gedeckt wurde, weil er scheinbar großzügig geteilt hat, aber es kann meiner Meinung nach genauso sein das nicht alle aufgeführten Taten ihm zuzusprechen sind.
Am Ende sind 15 Jahre Haft für den Diebstahl aus einer Vorratskammer schon ziemlich drastisch.

Quellen:
Räuberhauptmann Dolph Mohr von Katja Müller und Helmut Lierhaus
Die Entwicklung der ländlichen Siedlung zwischen Hellweg und Ardey
von Wilhelm Hücker.
Kirchenbücher
Zeitungsartikel WR 10.8.2017 Beitrag von Fred Murawski

*da ich die Kirchenbücher nicht überprüft habe, kann ich das nicht genau sagen.
Laut Herr Murawski ist er in der alten Kirche Wellinghofen getauft worden. Im Zivilstandsregister, die während der Zeit Napoleons geführt wurden, sind in Hörde die gleichen Daten zu finden.
Wie es zur Aussage „katholischer Confession“ in der Personenbeschreibung kommt, weiß ich auch nicht.

Andreas - 18:40:47 @ Lokalgeschichten | Kommentar hinzufügen